Diese Informationen sollen helfen, das Verständnis für eine Schwerhörigkeit zu fördern.
Normal hörende Menschen können sich meistens nicht vorstellen, welche hochkomplizierten Vorgänge im Gehirn ein klares Verstehen verhindern.
In den meisten Fällen ist eine Schwerhörigkeit nicht selbst verschuldet.
Auch Ärzte können heute meistens nicht erklären, warum dieses Defizit entstanden ist.
Wie kann im Zusammenhang mit einem schwerhörigen Menschen einige schwierige Situationen entschärfen und ihm das Gefühl vermitteln, dass er trotz seines Problems ein vollwertiger Gesprächspartner ist?
Nun hat eine Versorgung mit Hörgeräten stattgefunden- das war der unabdingbare erste Schritt. Aber warum ist das Hörvermögen trotzdem nicht wie bei einem Normalhörenden?
Ein Hörsystem ist ein technisches Hilfsmittel. Es kann schwierige Situationen entschärfen, aber das „hören wie früher“ sicherlich nicht mehr zurückbringen.
Diese Hinweise gelten nur, wenn der Schwerhörige mit einem Hörsystem versorgt ist. Fehlt die Versorgung oder wird das Hörsystem nicht getragen, haben auch die Angehörigen oder Freunde keine Veranlassung sich zu bemühen.
Es ist hilfreich, wenn dem (versorgten) Menschen mit Hörproblemen mit Geduld und Ruhe begegnet wird. Schnell bringen Kommentare wie z.B. „jetzt hast Du doch ein Gerät“ oder „wieso hast Du das schon wieder nicht verstanden“ den Gegenüber in die sehr einsame Defensive.
Die Gehörschädigung verursacht eine verlangsamte, schleppende Signalverarbeitung – aber eben nur bei der auditiven Wahrnehmung (dem Verstehen).
Für den Schwerhörigen ist alles, was mit akustischer Wahrnehmung zu tun hat, Schwerstarbeit. Darum beachtet er aus Selbstschutz viele Geräusche nicht. Auch einfach in den Raum geworfene Worte werden nicht automatisch auf sich selbst bezogen. Und das ist auch sehr gut so.
Aus den vorangegangenen Erklärungen lassen sich die nun folgenden 5 Punkte ableiten.
So einfach geht es !
So erhält man die notwendige Aufmerksamkeit des Gesprächspartners für die nachfolgende Information.
Der Sprachschall muss auf die Mikrofone des Hörsystems treffen, sonst ist dieses für den Träger nutzlos.
Schnelle Sprache geht am Betroffenen „einfach vorbei“, weil das Hörzentrum sehr stark verlangsamt arbeitet. Wenn langsam gesprochen wird, werden die Worte vollständig ausgesprochen und damit klar (wie bei einem Nachrichtensprecher).
Eine Informationsflut aus Schachtelsätzen kann nicht verarbeitet werden, das Gehirn wird „überflutet“.
Der Nutzschall (Sprache) kann vom Störschall (alle anderen Geräusche) nicht mehr sauber getrennt werden.
So vermittelt man einem Menschen mit Hörverlust eine gute Wertschätzung. Das Defizit ist ja unverschuldet entstanden – und die wirklichen Auswirkungen sind von normal hörenden Menschen nicht oder nur schwierig nachzuvollziehen.
Der Schwerhörige merkt andauernd, dass er seine Mitmenschen belastet. Dieser Umstand drückt ihn in eine Ecke, die oft den Rückzug aus dem sozialen Leben bedeutet. Das darf aber nicht sein.
Die sehr einfachen aber hilfreichen Verhaltensweisen für die Ansprache werden sehr schnell in das eigene Verhaltensmuster eingehen, wenn man diese ein paar Mal bewusst übt.
Der betroffene Mitmensch wird für diese Unterstützung sehr, sehr dankbar sein.
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